Der Dünndarm

Im Dünndarm laufen die eigentlichen Verdauungsvorgänge ab. Der erste Dünndarmabschnitt ist der Zwölffingerdarm (5). In ihn gibt die Bauchspeicheldrüse (7), die etwa 80 g schwer ist, über den Tag verteilt ca. einen Liter Verdauungssaft ab. Die klare Flüssigkeit wird auch als Bauchspeichel bezeichnet und enthält verschiedene Enzyme, die für den Abbau von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten verantwortlich sind. Die Zusammensetzung der Enzyme hängt von der Art der aufgenommenen Nahrung ab.

Von der Leber (6), der größten Drüse des Menschen, und der dort enthaltenen Gallenblase führt ebenfalls ein Gang in den Zwölffingerdarm. Durch ihn gelangt der Gallensaft zum Nahrungsbrei. Täglich kann die Leber bis zu 0,5 l Gallensaft produzieren. Gallensaft hat eine hellgelbe Farbe.

Ein Teil dieser Flüssigkeit gelangt sofort in den Darm, während der Rest in der Gallenblase verbleibt und dort eingedickt wird. Bei fettreicher Nahrung greift der Körper auf diese Reserve zurück und der nun dunkelgelbe Gallensaft gelangt ebenfalls in den Darm. Neben Bauchspeicheldrüse und Leber befinden sich in der Darmwand noch viele kleine Drüsen, die gemeinsam bis zu 3 Liter Verdauungssaft bereitstellen. Abgestoßene Schleimhautzellen liefern dabei die Enzyme, die im Darm zersetzt werden.

Der Bauchspeichel hebt nun die Wirkung der aus dem Magen stammenden Salzsäure auf. Die Enzyme der Bauchspeicheldrüse und die Darmwandzellen können ihre Arbeit beginnen. Dabei wird der aus Stärke gewonnene Doppelzucker durch Maltase zu Traubenzucker aufgespalten. Gleichzeitig wird die noch nicht gespaltene Stärke in Doppelzucker und dieser von anderen Enzymen in Einfachzucker aufgespalten.

Die Proteine wurden bereits im Magen teilweise zerlegt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass durch die Enzyme Erepsin und Trypsin Aminosäuren als Ergebnis des Spaltungsvorgangs entstehen.

Aufgenommene Fette werden zunächst vom Gallensaft in feinste Tröpfchen zerlegt. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche derselben stark. Außerdem entsteht eine größere und einfachere Angriffsfläche für das Bauchspeichelenzym Lipase. Es spaltet die Fetttröpfchen in Glycerin und Fettsäuren.

Nach Ablauf des beschriebenen Verdauungsvorgangs sind nur noch die Endprodukte im Dünndarm enthalten. Er ist sehr dehnbar, sodass es schwer fällt, seine genaue Länge festzustellen. Sie wird aber auf etwa drei bis fünf Meter geschätzt.

Die Darmwand ähnelt in ihrem Aufbau dem von Speiseröhre und Magen: Innen mit Schleimhaut ausgekleidet folgen Muskelschicht und Bindegewebshülle. Dabei weist die Schleimhaut zahlreiche Erhebungen, Falten auf, die mit zahllosen Darmzotten besetzt sind. In diesen Darmzotten, die jede nicht größer als 1 mm ist, befinden sich feinste Blutadern, Nervenfasern und Lymphbahnen. Am äußeren Ende der Zotten befinden sich nochmals winzigste Ausstülpungen, die Mikrozotten oder Mikrovilli genannt werden.

Durch die zahlreichen Falten, Darmzotten und Mikrozotten vergrößert sich die Darmoberfläche auf ca. 2.200 m2.

Die Darmbewegung (Peristaltik) entsteht durch die Anordnung der Längs- und Ringmuskulatur. Sie ist für die Durchmischung des Nahrungsbreis und deren Transport von Bedeutung.

Noch immer befinden sich die Nährstoffansammlungen im Darm. Über die in den Darmzotten befindlichen Adern und Lymphbahnen gelangen diese Nährstoffe nun in den Körper. Sie werden dabei durch die Darmwandzellen gezogen, ein Vorgang der Energie benötigt und nur bei einem funktionsfähigen, lebenden Darm beobachtet werden kann.

Traubenzucker und Aminosäuren werden vom Blut, Glycerin und Fettsäuren hingegen werden von den Lymphbahnen aufgenommen. Dieser Vorgang wird auch als Resorption bezeichnet. In den Lymphbahnen werden dann die in Fettsäuren und Glycerin aufgespaltenen Fette wieder zusammen gesetzt und weiter transportiert.

Zusammenfassung zum Dünndarm:

Topographie:

  • Duodenum (Zwölffingerdarm): an der rückwärtigen Bauchwand fixiert,
    Mündung von Pankreas und Gallengang
  • Jejunum (Leerdarm): im linken Oberbauch, sehr beweglich, an bindegewebereichem Bauchfell aufgehängt
  • Ileum (Krummdarm): im rechten Unterbauch

Anatomie:

Von innen nach außen in allen Dünndarmabschnitten:

  1. Schleimhaut: – bildet Zotten und Drüsen
  2. glatte Muskulatur: – sorgt für Darmbewegung und Feineinstellung
  3. Bindegewebe reiche Verschiebeschicht: – enthält Blut- und Lymphgefäße
  4. Muskelschicht: – sorgt ebenfalls für Darmbewegungen durch Ring- und Längsmuskeln
  5. Außenschicht: – stellt Verbindung zum Bauchfell her

Physiologie:

Im Dünndarm werden die Nahrungsbestandteile in resorbierbare Teile gespalten.

  • Kohlenhydrate gelangen als Monosacharide über das Pfortadersystem zur Leber.
  • Eiweiße werden als Aminosäuren ebenfalls in die Pfortader aufgenommen und zur Leber transportiert.
  • Fette gelangen als Glycerinund Fettsäuren oder Fettbruchstücke über die Chylusgefäße und den Hauptlymphgang zur oberen Hohlvene, sie umgehen die Leber.